Das Ergebnis des von Lichtblick beauftragten Ladesäulenchecks 2024 schockiert. Die Preise an den Ladesäulen sind im letzten Jahr gestiegen, obwohl die Strompreise eher sanken. Das sorgt verständlicherweise für Unmut und bremst die Energiewende aus. Ein Durchleitungsmodell soll Monopolisten in die Schranken weisen und für einen echten Wettbewerb sorgen. Das Laden unterwegs muss günstiger sein, als umweltschädliche fossile Brennstoffe zu nutzen.
Günstiges Laden will gut geplant sein
In der Regel versuchen Fahrerinnen und Fahrer eines E-Autos kostengünstig zu Hause oder bei der Arbeitsstelle zu laden. Wer eine Photovoltaikanlage besitzt, kann zeitweise sogar „kostenfrei“ laden. Doch nicht immer ist eine vorausschauende Planung möglich und auch längere Strecken machen es erforderlich, unterwegs zu laden. Zwar wird die öffentliche Ladeinfrastruktur sukzessive ausgebaut, doch die nicht nachvollziehbare Preisentwicklung macht die Anschaffung eines E-Autos unattraktiv – zumal auch die Anschaffungskosten erheblich sind und die Förderung weggefallen ist. Eine fatale Entwicklung im Kampf gegen den Klimawandel.
Wichtigste Erkenntnisse des Ladesäulenchecks
- Monopolisten sorgen für hohe Preise
Bis zu 93 Prozent Marktanteil sichern sich Monopolisten in ihrer Region. Drittanbieter erhalten aufgrund des vorhandenen Roaming-Modells keine Möglichkeit, nutzerfreundliche Preise anzubieten. - Unterwegs laden ist teuer als tanken
Klimafreundliches Verhalten wird bestraft, denn im Schnitt ist das Laden etwa sieben Prozent teuer als tanken. Bei Schnellladesäulen beträgt die Differenz sogar bis zu 26 Prozent. - Unterwegs laden ist kompliziert
Es gibt keine einheitlichen Zugangs- und Zahlungsbedingungen. Wer überregional unterwegs ist, muss unterschiedliche Apps und Ladekarten nutzen. Sogenanntes Ad-hoc Laden ist keine attraktive Alternative – es ist noch teurer.
Aktuelles Modell ist nachteilig für die Nutzenden
Bei den Monopolisten handelt es sich in der Regel um die jeweiligen lokalen Energieversorger, die selbst Stromnetzbetreiber sind oder mit ihnen konzernrechtlich verbunden sind. Gemäß dem aktuellen Marktmodell bestimmt der Ladesäulenbetreiber den Ladestromanbieter – andere Stromanbieter können also keinen eigenen Strom anbieten. Sofern Drittanbieter wie Lichtblick Ladepunkte nutzen möchten, müssen sie zudem bis zu 89 Prozent höhere Entgelte zahlen, sodass keine wettbewerbsgerechten Preise entstehen können.
Ein weiterer Nachteil für Drittanbieter: Sie erhalten keine Erlöse aus der Treibhausgasquote. Diese werden allein dem Ladesäulenbetreiber zugeschrieben – egal welcher Kunde Strom geladen hat. Die Monopolisten verdienen also noch mehr Geld – zusätzlich zu den hohen Ladepreisen.
Durchleitungsmodell gefordert
Da sich von allein an dieser Situation nicht ändern wird, fordert Lichtblick seit Jahren eine Reform – das sogenannte Durchleitungsmodell. In dem Fall erhält jeder Stromanbieter das Recht, seinen Strom an öffentlichen Ladesäulen anzubieten. Lediglich ein Nutzungsentgelt wird fällig, das den Kosten für Installation, Wartung und Betrieb der Ladesäulen gerecht wird. Durch diese Mitfinanzierung würde der Ausbau der Ladeinfrastruktur gleichzeitig unabhängig von staatlicher Förderung.
Vorteile für Nutzende:
- Wahl des Stromanbieters
- Transparente Preise
- Vereinfachte Zugangsmöglichkeiten
- Fairer Wettbewerb – und dadurch sinkende Preise
In einem gemeinsamen Pilotprojekt von LichtBlick, 50Hertz und Stromnetz Berlin wurde das Durchleitungsmodell bereits erfolgreich getestet. Im E-Lkw-Sektor gibt es bereits entsprechende Ausschreibungen. Wann handelt der Gesetzgeber auch für den E-Pkw-Bereich?
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