Myzel-Forschung – Pilzgeflechte sollen dazu beitragen, Verpackungsmüll zu vermeiden

Sie sind hier:AllgemeinMyzel-Forschung – Pilzgeflechte sollen dazu beitragen, Verpackungsmüll zu vermeiden
Myzel - Pilzgeflecht

Auch wenn wir es nicht gerne hören, um die Folgen des Klimawandels abschwächen zu können, müssen wir in allen Lebensbereichen einiges verändern. Wichtige Ziele sind die CO2-Neutralität sowie die effiziente Nutzung von Ressourcen, um Verpackungsmüll bzw. Abfall zu vermeiden. Die Erzeugung und Nutzung von regenerativen Energien als Ersatz für fossile Rohstoffe ist ein sehr prominentes und wichtiges Beispiel und es gibt schon viele weitere vielversprechende Produkte, die einen nachhaltigeren Lebensstil unterstützen, doch diese reichen noch nicht aus. Es gilt also, weitere umwelt- und klimafreundliche Alternativen zu unseren bisherigen Technologien, Produkten und Werkstoffen zu entwickeln.

Myzel als Wunderwaffe

Ein sehr beeindruckendes Beispiel für die Entwicklung von umwelt- und ressourcenschonenden Alternativen im Bereich Kunststoffverpackungen ist das aktuell gestartete Forschungsprojekt MycelCycle. Dessen Ziel ist, Kunststoffverpackungen wie Styropor aus Pflanzenresten und Pilzgeflecht herzustellen. Ein mögliches Einsatzgebiet ist der Onlinehandel für Lebensmittel, denn hier wird Styropor verwendet, um Lebensmittel stoßsicher, vor Feuchtigkeit geschützt und häufig auch gekühlt zu transportieren.

Myzel ist ein feines Geflecht aus Fäden, das bei Pilzen in den Boden bzw. die Nährquelle hineinwächst und sich relativ schnell ausbreitet. Es hat das Potenzial, einen Biowerkstoff wie Sägespäne, Hanffasern oder Stroh in einen hochleistungsfähigen Verbundwerkstoff umzuwandeln, indem es diesen durchwuchert. Der daraus entstehende Verbundwerkstoff ist dann im Gegensatz zu herkömmlichen Verbundwerkstoffen vollständig biologisch abbaubar. Um den optimalen Myzell-Verbundwerkstoff zu entwickeln, werden verschiedenste Versuche durchgeführt und auch KI kommt zur Optimierung des Entwicklungsprozesses zum Einsatz.

Weiteres Entwicklungspotenzial

Es geht in diesem Forschungsprojekt nicht allein um die Entwicklung einer biologisch abbaubaren Verpackung – auch wenn das schon ein riesiger Meilenstein ist. Weitere wichtige Aspekte sind die Materialauswahl, Transportwege und die Produktionsprozesse, um eine nachhaltige Herstellung und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.

Perspektivisch möchte das Team eine Methode zur Entwicklung von Produkten aus biologischen Rohstoffen aufzeigen, die universell anwendbar ist. Von Golfbällen, die in der Natur verrotten können, bis zu Baumaterialien, die vollständig recycelt werden können, ist alles denkbar.

Eckdaten zum Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von vier Jahren. Es wird federführend vom BIBA (Bremer Institut für Produktion und Logistik) an der Universität Bremen durchgeführt. Projektpartner sind die Abteilung Molekulare Holzbiotechnologie und technische Mykologie an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen sowie das Institut für integrierte Produktentwicklung (BIK) aus dem Fachbereich Produktionstechnik der Universität Bremen. MycelCycle wird von der VolkswagenStiftung mit 1,26 Millionen Euro gefördert. Weitere Informationen finden Sie hier.

Bild von Andreas auf Pixabay