Netzentgelte sinken regional – wer wird entlastet und wer wird belastet?

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Strommasten in der Natur, daneben steht ein Windrad

Die Bundesnetzagentur hat Mitte Oktober die vorläufigen Netzentgelte für das kommende Jahr bekannt gegeben. Demzufolge wird es in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern Entlastungen zwischen 11 und 38 Prozent geben (vgl. Presseartikel der Bundesnetzagentur). Die Entgelte gelten als ein Indikator für die zukünftige Strompreisentwicklung, da sie etwa 25 Prozent des Strompreises ausmachen. Zwar sind Stromanbieter bei einer Reduzierung der Netzentgelte nicht verpflichtet, diese an die Verbraucher weiterzugeben, es ist jedoch davon auszugehen, dass dies aufgrund des Wettbewerbs geschehen wird.

Die Festlegung der Netzentgelte wurde neu geregelt

Zum Hintergrund: Die Netzentgelte sind in der Vergangenheit vor allem in Norden und Osten des Landes gestiegen. In diesen Regionen wird ein Großteil der erneuerbaren Energien erzeugt und ins Stromnetz eingespeist. Da das vorhandene Stromnetz damit überfordert war und in weiten Teilen auch noch ist, muss es ausgebaut werden. Die Investitionskosten für den Ausbau wurden bisher aufgrund einer gesetzlichen Regelung allein in der Region, in der der Ausbau stattfand, auf die Netzentgelte umgelegt. Die ländlicheren Regionen mussten also wesentlich höhere Netzentgelte zahlen als der Rest des Landes, obwohl der Strom nicht vornehmlich dort genutzt, sondern weitertransportiert wird. Eine Ungerechtigkeit, die zu einer Reform der Netzentgelte geführt hat. Die Bundesnetzagentur legt die Netzentgelte nun selbst fest und nutzt ein mehrstufiges Konzept, das einen Ausgleich herbeiführen soll.

Netzentgelte 2025 – Regionen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien werden entlastet

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sagte folgendes über die vorläufig bekannt gegebenen Netzentgelte: „Die Netzentgelte in Regionen mit starkem Zubau von Wind und Sonne sinken spürbar. Jetzt sind die Lieferanten am Zug, diese Vorteile auch an die Kunden weiterzugeben. Verbraucherinnen und Verbraucher können darauf achten, dass diese Vergünstigungen auch bei ihnen ankommen.“

Neben Privathaushalten profitieren auch Unternehmen, wenn die Strompreise durch geringere Netzentgelte sinken. Dies ist besonders für energieintensive Branchen, die in den letzten Jahren extrem unter den gestiegenen Strompreisen gelitten haben, ein Hoffnungsschimmer.

Kosten werden umverteilt

Natürlich entsteht durch die Entlastung ein Defizit, das ausgeglichen werden muss. Das bedeutet, dass die Investitionskosten solidarisch auf alle Stromverbraucher in Deutschland verteilt werden. Der Anstieg soll allerdings moderat erfolgen. Für Großverbraucher bleibt eine bereits bestehende Ausnahmeregelung auch weiterhin gültig, um sie vor einer zu hohen Mehrbelastung zu schützen. Grundlage ist der § 19 Abs. 2 S. 15 StromNEV. Demnach beträgt die Mehrbelastung aus der EE-Netzkostenverteilung für Industrie und sonstige Großverbraucher maximal etwa 9.360 Euro.

Fazit

Der Netzausbau ist ein Thema, das uns auch noch in der Zukunft beschäftigen wird, da sich der Anteil erneuerbarer Energien stetig erhöht und der Stromverbrauch unter anderem durch die Nutzung von E-Autos perspektivisch weiter steigt. Auch die Digitalisierung des Stromnetzes ist ein Aspekt, der Modernisierungsmaßnahmen erfordert. Umso wichtiger, dass die Rahmenbedingungen für eine faire Kostenverteilung geschaffen wurden.

Bild von Reginal auf Pixabay