Nach sehr optimistisch stimmenden Verkaufszahlen im Jahr 2023, bleibt die Nachfrage nach Wärmepumpen im aktuellen Jahr stark hinter den Erwartungen zurück. Dieser Trend ist bundesweit und auch in Bremen klar erkennbar. Gemäß den Auswertungen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden im ersten Quartal 2024 bundesweit insgesamt 46.000 Wärmepumpen verkauft. Das von der Bundesregierung gesteckte Ziel, in diesem Jahr 500.000 Wärmepumpen zu verkaufen, rückt damit in weite Ferne. Stiebel-Eltron, der größte Hersteller von Wärmepumpen in Deutschland, hat sogar vor kurzem Kurzarbeit angemeldet. Woher kommt die Zurückhaltung bei diesem dringlichen und zukunftsweisenden Thema?
Setzen die Menschen weiter auf Gas und Öl anstelle von Wärmepumpen?
Eine wichtige Frage, die sich in diesem Zusammenhang sofort stellt, lautet, ob anstelle von Wärmepumpen eher Gas- und Ölheizungen eingebaut werden. Das wäre fatal, denn jetzt neu eingebaute fossile Heizungen haben eine Lebensdauer von mindestens 15 bis 20 Jahren – ein herber Rückschlag für die Wärmewende.
Leider muss diese Frage zumindest teilweise mit Ja beantwortet werden, denn auch wenn der Verkauf von fossilen Heizungen ebenfalls im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr zurückging, wurden in dieser Zeit etwa 120.000 Gasthermen verkauft. Mögliche Erklärungen dafür sind eine große Verunsicherung in der Bevölkerung hinsichtlich der Kosten und Fördermöglichkeiten für eine Wärmepumpe. Die Verbraucherinnen und Verbraucher scheinen zudem nicht hinreichend über den potenziellen Preisanstieg informiert zu sein, der in den nächsten Jahren das Heizen mit fossilen Brennstoffen stark verteuern wird. „Auf Dauer heizt man mit einer Wärmepumpe günstiger als mit jeder anderen Anlage“, so Werner Müller, Projektmanager Wärmewende bei Energiekonsens. Sich jetzt noch für eine neue Gas- oder Ölheizung zu entscheiden, ist extrem kurzsichtig – sowohl hinsichtlich des Klimas als auch hinsichtlich der eigenen finanziellen Situation.
Warten auf die kommunale Wärmeplanung
Ein weiterer Grund, der die Zurückhaltung beim Kauf von Wärmepumpen begründen könnte, ist das Abwarten auf die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung. Das ist natürlich möglich, wenn die aktuelle Heizung noch funktionsfähig ist. Jede Kommune mit mehr als einhunderttausend Einwohnern muss ihre Planung bis Mitte 2026 abgeben. Kommunen mit weniger Einwohnern haben sogar noch mehr Zeit – hier müssen die Ergebnisse bis Mitte 2028 vorliegen.
Zum Hintergrund:
Die kommunale Wärmeplanung soll gemäß den lokalen Begebenheiten Wege aufzeigen, wie der Umstieg von fossilen Brennstoffen hin zur Nutzung erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme zur Wärmeversorgung gelingen kann. Die Wärmeplanung ist ein zentraler Aspekt im Rahmen der Energiewende, denn die Versorgung mit Wärme macht mehr als die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland aus und ist maßgeblich für CO2-Emissionen verantwortlich. Konkrete Ergebnisse sind zum Beispiel die Planung und Umsetzung von Wärmenetzen.
Diejenigen, die einen Fernwärmeanschluss bevorzugen, weil sie auf eine individuelle Heizung verzichten möchten, warten verständlicherweise ab, ob zukünftig ein solcher Anschluss möglich ist. Die Anschaffung einer Wärmepumpe wäre kontraproduktiv.
Unser Fazit
Verunsicherung durch den Gesetzgeber, Scheu vor bürokratischem Aufwand, finanzielle Belastungen und das Warten auf die kommunale Wärmeplanung – es gibt eine Vielzahl von Gründen, die sich negativ auf den Absatz von Wärmepumpen auswirken. Jedes dieser Argumente ist für sich nachvollziehbar. Aber: Die Zeit ist ein wesentlicher Faktor, wenn das Fortschreiten des Klimawandels effektiv verlangsamt werden soll. Aktuell leben wir mit den Auswirkungen, die bereits produziertes CO2 verursacht. Unser heutiges Handeln beeinflusst die Zukunft. Abwarten beim Heizungstausch macht nur Sinn, wenn die aktuelle Heizung noch funktioniert – ein vorzeitiger Tausch wäre nämlich ebenfalls nachteilig, da wertvolle Ressourcen verschwendet werden würden. Schlecht ist es allerdings, sich jetzt noch für eine neue Gasheizung zu entscheiden. Lassen Sie sich von Experten beraten.
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